Formaldehyd in Fußböden: Problematik, Grenzwerte, Ermittlung und Sanierung
Was ist Formaldehyd?
Formaldehyd ist ein flüchtiger organischer Stoff (VOC), der in der Bauindustrie häufig als Bindemittel in Holzwerkstoffen wie Laminat, Spanplatten oder Parkett verwendet wird. Es kann bei der Herstellung von Fußböden oder deren Versiegelungen freigesetzt werden. Formaldehyd ist gesundheitsschädlich und steht in Verdacht, krebserregend zu sein. Besonders in geschlossenen Räumen kann es durch Ausdünstungen zu erhöhten Konzentrationen kommen, was Gesundheitsrisiken birgt.
Grenzwerte für Formaldehyd in Innenräumen
EU und Deutschland
In Deutschland gibt es klare Vorgaben für Formaldehyd-Emissionen:
- Richtwert für Innenraumluft: 0,1 mg/m³ (laut Umweltbundesamt).
- Emissionsklasse E1: Holzwerkstoffe dürfen maximal 0,1 ppm (0,12 mg/m³) Formaldehyd freisetzen.
- Arbeitsplatzgrenzwert (TRGS 900): 0,37 mg/m³ (bei beruflicher Exposition).
Gesundheitliche Risiken
Formaldehyd kann je nach Konzentration unterschiedliche Beschwerden hervorrufen:
- Niedrige Konzentrationen: Reizung der Augen, Nase und Atemwege.
- Hohe Konzentrationen: Atemwegserkrankungen, chronische Beschwerden und erhöhtes Krebsrisiko (klassifiziert als Gruppe-1-Karzinogen durch die IARC).
Ermittlung der Formaldehyd-Belastung
Um die Belastung durch Formaldehyd in Räumen zu ermitteln, stehen verschiedene Methoden zur Verfügung:
- Raumluftmessung:
- Durchführung durch zertifizierte Fachlabore mit passiven Sammlern oder Aktivpumpen.
- Ergebnis zeigt die Konzentration in mg/m³ oder ppm.
- Materialprüfung:
- Analyse der Emissionen direkt aus dem Fußbodenmaterial im Labor (z. B. durch Kammermessungen).
- Indikative Tests:
- Schnelltests für den Heimgebrauch (weniger genau, aber geeignet für erste Einschätzungen).
Sanierungsmaßnahmen bei erhöhter Formaldehyd-Belastung
1. Lüftungsmaßnahmen
- Regelmäßiges Stoßlüften oder Einsatz von Lüftungssystemen, die die Konzentration in der Raumluft reduzieren können.
- Verwendung von Luftreinigern mit Aktivkohlefiltern zur Adsorption von Formaldehyd.
2. Oberflächenversiegelung
- Aufbringen von Versiegelungen (z. B. formaldehydbindende Lacke oder Folien), die die Emissionen blockieren.
- Geeignet vor allem für Laminat- oder Parkettböden.
3. Austausch des belasteten Materials
- Entfernen des betroffenen Fußbodens und dessen Ersatz durch emissionsarme Materialien (z. B. zertifiziertes Holz mit Emissionsklasse E1 oder E0).
- Vor dem Einbau sollte sichergestellt werden, dass auch Unterkonstruktionen wie Klebstoffe oder Dämmstoffe formaldehydfrei sind.
4. Verwendung formaldehydbindender Produkte
- Aktivstoffe, die chemisch mit Formaldehyd reagieren und es in harmlose Verbindungen umwandeln (z. B. spezielle Beschichtungen oder Adsorptionsmittel).
5. Rechtliche Aspekte
- In Deutschland gilt die Bauprodukteverordnung (BauPVO), die Hersteller verpflichtet, nur emissionsarme Materialien auf den Markt zu bringen.
- Bei einer Sanierung sollten stets zertifizierte Fachkräfte hinzugezogen werden, um die Einhaltung der gesetzlichen Vorschriften und Normen sicherzustellen.
Fazit
Formaldehyd in Fußböden stellt eine ernstzunehmende Gesundheitsgefahr dar, insbesondere in schlecht belüfteten Innenräumen. Die Ermittlung erfolgt durch professionelle Messungen der Raumluft oder der Materialemissionen. Bei erhöhter Belastung stehen verschiedene Maßnahmen zur Verfügung, angefangen von Lüftungsmaßnahmen über Oberflächenversiegelungen bis hin zum Austausch des belasteten Fußbodens. Langfristig sollte auf emissionsarme Materialien geachtet werden, um die Belastung so gering wie möglich zu halten.
Thomas Georg Bigalke
Parkettlegermeister
öffentlich bestellter und vereidigter
Sachverständiger für Parkett
Telefon: 02831 1344711
E-Mail: info@sv-bigalke.de