Zu neuem Leben erwacht:
Bodenbeläge aus Recyclingmaterial
Angesichts begrenzter Ressourcen und einer wachsenden Weltbevölkerung ist der Übergang zu einer Kreislaufwirtschaft überfällig. Recycling spielt eine zentrale Rolle in dieser Entwicklung, und weltweit werden immer mehr Projekte und Technologien ins Leben gerufen, um gebrauchte Materialien wiederzuverwenden. Auch im Bereich der Bodenbeläge zeigen sich vielfältige Möglichkeiten: von Holz und Vinyl über Teppiche bis hin zu Marmor, Granit und Fliesen. Wer sich für recycelte Materialien entscheidet, wählt eine ressourcenschonende Alternative, die qualitativ und optisch mit Neuware vergleichbar ist – vorausgesetzt, sie wird fachgerecht verarbeitet.

Parkett: Nachhaltigkeit durch Langlebigkeit und Wiederverwertung
Parkett ist nicht nur ästhetisch ansprechend, sondern auch ein Paradebeispiel für Nachhaltigkeit. Bereits das Abschleifen und Aufbereiten eines Parkettbodens kann als Recyclingmaßnahme betrachtet werden, da der Boden dadurch einen neuen Lebenszyklus erhält. Besonders wichtig ist jedoch, dass der Parkettboden fest auf den Untergrund verklebt ist, da bei schwimmender Verlegung Schäden durch das Abschleifen drohen.
Nach dem Ausbau bietet Parkett eine Vielzahl von Wiederverwendungsmöglichkeiten
Vinyl: Fortschritte bei der Kunststoffaufbereitung
Vinylböden haben in den letzten Jahren von technologischen Innovationen profitiert, die eine vollständige Reinigung und Wiederverwertung ermöglichen. Alte Böden werden von Kleberresten befreit, schädliche Weichmacher wie Phthalate entfernt und anschließend zu Granulat verarbeitet. Dieses Granulat dient als Rohstoff für neue Vinylböden, die in der Regel einen hohen Recyclinganteil aufweisen.
Ein Beispiel aus der Praxis zeigt ein Bürogebäude in Frankfurt, in dem alte Vinylböden recycelt und in Form neuer Designfliesen wiederverwendet wurden – ein Vorzeigeprojekt der Kreislaufwirtschaft. Zusätzlich sammeln Hersteller bereits seit Jahren Produktionsreste und Verlegeabfälle, um diese ebenfalls in den Produktionsprozess zurückzuführen.
Teppiche: Aus Altmaterialien zu neuen Lösungen
Recycelte Teppichböden stehen in Sachen Nachhaltigkeit ganz vorne. Oft werden hierfür Kunstfasern aus alten Fischernetzen oder PET-Flaschen verwendet. Einige Hersteller setzen auch auf recycelte Naturfasern wie Baumwolle. Gebrauchte Teppichböden und -fliesen können durch Grundreinigung und Wiederverkauf oder durch Trennung von Garn und Rücken für die Herstellung neuer Produkte genutzt werden.
Ein Beispiel aus der Praxis ist ein Berliner Hotel, das seine gesamten Teppichböden durch Varianten aus recycelten Fischernetzen ersetzte. Diese langlebigen und umweltfreundlichen Produkte überzeugten sowohl durch ihre Funktionalität als auch durch ihre Designs.
Linoleum: Naturmaterial mit Kreislaufpotenzial
Linoleum, ein klassisches Naturmaterial, ist ebenfalls gut recycelbar. Durch das Lösen von einer Trägerschicht kann die Linoleummasse zu Pulver verarbeitet und als Rohstoff für neue Beläge genutzt werden. Erste Hersteller haben spezielle Verfahren entwickelt, um auch gebrauchte Linoleumböden zu recyceln, selbst wenn diese verklebt waren.
Kork: Nachhaltig und vielseitig
Korkböden bestehen aus einem natürlichen Material, das leicht recycelt werden kann. Zwar werden gebrauchte Korkböden in der Regel nicht zu neuen Bodenbelägen verarbeitet, jedoch entstehen daraus Dämmstoffgranulate, die vielseitig im Bauwesen eingesetzt werden können. Produktionsabfälle aus der Korkverarbeitung werden ebenfalls vollständig recycelt.
Marmor und Granit: Naturstein im neuen Kreislauf
Natursteine wie Marmor und Granit sind besonders langlebig und daher bereits nachhaltig. Doch auch nach ihrer Nutzung können sie recycelt werden. Bei Abbrucharbeiten werden Marmor- und Granitböden geborgen, gereinigt und für neue Anwendungen vorbereitet. Aus größeren Bruchstücken entstehen neue Fliesen oder Platten, während kleinere Stücke zu Splitt verarbeitet werden, der im Bauwesen oder in der Betonherstellung Verwendung findet.
Ein Praxisbeispiel liefert die Sanierung eines historischen Gebäudes in München, bei der der alte Marmorboden aufgearbeitet und an anderer Stelle wiederverwendet wurde. Dieses Verfahren spart nicht nur Ressourcen, sondern bewahrt auch den architektonischen Charme des Materials.
Fliesen: Vom Scherbenhaufen zur Wiedergeburt
Keramik- und Feinsteinzeugfliesen bieten hervorragende Recyclingmöglichkeiten. Alte Fliesen werden zerkleinert und als Granulat in der Produktion neuer Fliesen verwendet. Dabei können sowohl Produktionsabfälle als auch Altmaterial recycelt werden. Fliesen mit Recyclinganteil von über 40 % sind mittlerweile keine Seltenheit und überzeugen durch moderne Designs.
Ein Wohnprojekt in Hamburg setzte bewusst auf recycelte Fliesen mit Gebrauchsspuren, um dem Gebäude ein individuelles und nachhaltiges Erscheinungsbild zu verleihen. Diese Herangehensweise zeigt, wie Recycling nicht nur ökologisch sinnvoll, sondern auch gestalterisch spannend sein kann.
Fachgerechte Verlegung für maximale Nachhaltigkeit
Unabhängig vom Material ist die fachgerechte Verlegung der Schlüssel zu einer langen Lebensdauer. Ob Holz, Vinyl, Teppich, Marmor oder Fliesen – vollflächiges Kleben mit lösemittelfreien und emissionsarmen Klebstoffen (z. B. mit dem „Blauen Engel“ oder Emicode-Siegel) verbessert nicht nur die Haltbarkeit, sondern auch die Wärmeübertragung bei Fußbodenheizungen, den Schallschutz und die Pflegeleichtigkeit. Professionelle Verlegung minimiert zudem spätere Reparaturen und verlängert die Lebensdauer erheblich – der nachhaltigste Bodenbelag bleibt schließlich der, der am längsten genutzt wird.
Fazit: Recycling als Schlüssel zur Zukunft
Die Vielfalt recycelter Bodenbeläge zeigt, dass nachhaltige Alternativen für jeden Bedarf und jedes Design möglich sind. Ob Parkett, Vinyl, Teppich, Linoleum, Kork, Marmor oder Fliesen – durch den Einsatz recycelter Materialien wird nicht nur die Umwelt geschont, sondern auch die Qualität und Ästhetik des Endprodukts sichergestellt. Projekte aus der Praxis belegen, dass Kreislaufwirtschaft und modernes Design Hand in Hand gehen können. Wer sich für diese Produkte entscheidet, investiert nicht nur in die Umwelt, sondern erhält langlebige und hochwertige Bodenbeläge, die jedes Interieur bereichern.